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Aus alt mach (fast) neu: So funktioniert das Recycling von Wellpappe

Wellpappe punktet als Verpackungsmaterial durch eine besonders gute Recyclingfähigkeit. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und ein hoher Anteil von Altpapier für die Produktion tragen maßgeblich dazu bei. Dass die Wiederverwertung so gut funktioniert, liegt zudem an breit aufgestellten Strukturen für einen reibungslosen Stoffkreislauf.

Wellpappe von nahem

Darum ist Wellpappe als Verpackungsmaterial so beliebt

Der Absatz und Umsatz von Wellpappe wachsen seit Jahren kontinuierlich. Auch in der Bevölkerung genießt das Material ein hohes Ansehen. So sind sich die Verbraucher laut einer aktuellen Studie der IFH Köln (Institut für Handelsforschung) einig, dass Wellpappe das derzeit beste Material für Verpackungen darstellt. Insgesamt 89 Prozent der befragten Verbraucher bevorzugen demnach Versand- und Transportverpackungen aus Wellpappe.

Dieser hohe Zuspruch basiert zum einen auf den schützenden Materialeigenschaften: Wellpappe Verpackungen stehen für Stabilität, Festigkeit und Widerstandsfähigkeit. Zum anderen verbinden eine überwiegende Mehrheit der Verbraucher Verpackungslösungen aus Wellpappe mit Umweltfreundlichkeit, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Interessant dabei: Nach den Studienergebnissen entscheiden sich knapp 60 Prozent der Verbraucher im Rahmen einer entsprechenden Auswahlmöglichkeit dann auch immer für die Wellpappe bzw. Verpackungen aus Wellpappe.

Umweltfreundlichkeit, Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Im Hinblick auf die Beliebtheit und den Mehrwert von Verpackungslösungen dieser Art haben zudem die Recyclingfähigkeit und die dadurch gegebenen Möglichkeiten der Wiederverwertung einen sehr hohen Stellenwert. Positiv bewertet wird zudem, dass Wellpappe selbst aus einem sehr hohen Anteil an recyceltem Papier besteht.  

Wellpappe stellt in diesem Sinne also ein echtes Vorzeigemodell eines Kreislaufprodukts dar. Der Verband der Wellpappenindustrie beziffert die Altpapier-Rücklaufquote aktuell mit rund 80 Prozent. Das ist eine Steigerung von mehr als 2 Prozent gegenüber dem Jahr 2020.

Wellpappe Nahaufnahme

Herstellung von Wellpappe auf natürlicher Rohstoffbasis

Wellpappe wird in Deutschland inzwischen ausschließlich auf Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt. Rund 80 Prozent des Gesamtanteils der Wellpappe besteht dabei aus Altpapier bzw. Recyclingmaterial. Die übrigen 20 Prozent sind so bezeichnete Frischfasern aus Zellstoff, die in der Regel aus nachhaltig betriebener Forstwirtschaft stammen.
Bäume müssen allerdings nicht extra für die Papierherstellung in Deutschland gefällt werden. Stattdessen nutzen die Hersteller in der Regel Bruchholz, Durchforstungsholz oder Rückschnitt-Überbleibsel.  

Ein weiterer Bestandteil von Wellpappe ist Leim. Auch hierbei wird komplett auf natürliche und nachwachsende Ressourcen gesetzt. Häufig genutzte Basismaterialien für die Zusammensetzung des pflanzlichen Leims sind zum Beispiel Kartoffel-, Weizen- oder Maisstärke.

Effizienter Recyclingkreislauf für die Wiederverwertung

Der Recyclingkreislauf für Wellpappe ist heute besonders gut strukturiert und aufgestellt. „Technisch und organisatorisch haben wir eine Effizienz erreicht, die kaum noch steigerungsfähig ist. Die sortenreine, getrennte Erfassung und das nahezu vollständige Verwerten als Sekundärrohstoff sind die Grundlage der ökologischen Qualität und der Wirtschaftlichkeit dieses Systems.“, sagte Ralf Nawarotzky, Geschäftsführer eines etablierten Entsorgungsunternehmens in einem Interview mit dem Forum Ökologisch Verpacken e.V.

Unter anderem sorgen eine gute Vorsortierung – sowohl im privaten Bereich als auch bei Firmen und Logistikunternehmen –, sowie die Materialerfassung durch die Lizenzierung für die hohe Wiederverwertungsquote. Die im Rahmen der Wellpappe-Herstellung oder auch beim jeweiligen beim Abpacker zurückbleibende Abfälle werden ebenfalls zur Wiederverwertung genutzt. Die Voraussetzung für die sehr hohe Recycling- bzw. Wiederverwertungsquote schaffen dabei vor allem die bewährten Sammelsysteme für Papier- und Pappmaterialien.

Bis zu 25 Mal können die Papierfasern im Kreislauf wieder verwendet und zu neuer Wellpappe verarbeitet werden. Insgesamt muss regelmäßig nur ein geringer Teil Frischfasern beigefügt werden, um die notwendige Qualität der Pappe sicherzustellen.

Kompostierung ist ebenfalls möglich – allerdings mit Folgen

Alternativ ist es möglich, Wellpappe zu kompostieren. Da es sich bei Wellpappe um ein komplett kompostierbares biologisch Material handelt, setzt dabei der natürliche Zersetzungsprozess ein. Das braucht aber seine Zeit. In vielen Fällen zersetzt sich die Wellpappe erst nach rund einem Jahr vollständig.  

Wer sich für eine Kompostierung entscheidet, sollte dabei allerdings ein weiteres Manko berücksichtigen: Nicht recycelte Wellpappe steht nicht mehr als wiederverwertbares Material für neue Verpackungen zur Verfügung.

Kompost
Recycling Kreislauf

Diese Stationen sind in einem Recyclingkreislauf integriert

1. Private Endverbraucher und Unternehmen entsorgen die gebrauchte Wellpappe über die verschiedenen Sammelsysteme bzw. über die Haushaltssammlung. 

2. Die Entsorger respektive die Betreiber der Sammelsysteme transportieren die gesammelte Wellpappe in großen Mengenkontingenten zu den Altpapierhändlern.

3. Im nächsten Schritt beliefern die Altpapierhändler die entsprechenden Fertigungsbetriebe innerhalb der Papierindustrie. Zusätzlich beschaffen sich die Papierhersteller die für den Recyclingprozess erforderlichen Frischfasern.

4. Sind Altpapier und Frischfasern zu neuen Papierbahnen verarbeitet, wird der erforderliche Anteil an die Wellpappenindustrie übergeben. Hier werden jetzt ein- oder mehrwellige Wellpappen hergestellt. 

5. Von hier aus geht es für die Wellpappe weiter zu den Verpackungsdienstleistern und Abpackern zwecks Weiterverarbeitung und Nutzung.

6. Als vorletzte Station innerhalb des Recyclingkreislaufs gelangen die Verpackungen aus Wellpappe schließlich in die Industrie, das Gewerbe und den Handel.

7. Von hier aus landet die Wellpappe dann zum einen in Form von beispielsweise Produkt- oder Versandverpackungen in den Haushalten (B2C) oder werden von den Unternehmen untereinander im B2B-Bereich genutzt.

Herstellung von Wellpappe

Das Deinking-Verfahren als wichtiger Schlüsselprozess

Die für das Recycling vorgesehenen Wellpappe und Papiere müssen oftmals erst für den Recyclingprozess vorbereitet werden. Ohne eine entsprechende Bearbeitung lassen sich die Altmaterialien erst gar nicht in die Wiederverwertung bringen. Denn das Altpapier ist häufig zusammengeklebt, bedruckt, beschichtet oder zusammengetackert.

Ehe die Materialien nicht restlos von Fremdkörpern sowie Druckerschwärze und -farben befreit sind, können sie nicht den Recyclingprozess durchlaufen. Genau an dieser Stelle kommt das so bezeichnete Deinking-Verfahren zum Einsatz. Das Wort „Deinking“ leitet sich vom englischen Begriff „ink“ (= Tinte) ab und steht für Druckfarbenentfernung. Deinking fungiert somit als ein wichtiger Kern- bzw. Schlüsselprozess beim Recycling von Wellpappe und anderen Altpapiergruppen. 

Der Deinking-Prozess umfasst immer mehrere Schritte. Der wichtigste Teil ist dabei der Flotation-Vorgang: Hierbei handelt es sich um ein besonderes Trennverfahren auf physikalisch-chemischer Basis. Mithilfe der Flotation-Verfahren können Feststoffe mit feinkörniger Konsistenz von den Oberflächen der Altpapiere abgetrennt werden. Typische Inhaltsstoffe einer solchen Rezeptur sind Natronlauge, Wasserstoffperoxid (H2O2) und Tenside.

  • Natronlauge löst mit seiner alkalischen Wirkung Druckfarben an und zersetzt diese in einem ersten Schritt.
  • Natriumsilikat wird ebenfalls zur Herauslösung der Druckfarben eingesetzt.
  • Auch Wasserstoffperoxid fördert das Auslösen der Druckfarbe und wird darüber hinaus als Oxidationsmittel vor allem zum Bleichen des Faserbreis verwendet.
  • Tenside binden die herausgelösten Druckfarben. Im nächsten Schritt können diese Verbindungen beim Flotation-Prozess durch Schaumbildung separiert werden.

So funktioniert das Deinking-Verfahren

Als etablierte und praxiserprobte Methode für die restlose Beseitigung von Druckfarben untergliedert sich der komplette Deinking-Prozess in verschiedene Verfahrensstufen:
Hier wurden neben den klassischen Schritten zur Sortierung, Desintegration und Flotation im Zuge von Verfahrensverbesserungen auch die Feinsortierung, Eindickung und Heißdispergierung in die Abläufe mit integriert. Dadurch lassen sich jetzt nicht nur Druckerschwärze und -farbe entfernen, sondern auch die häufig auftretenden Stickys (klebende Verunreinigungen).  

Kartons in Papiertonne

In dieser Reihenfolge erfolgen die einzelnen Prozessschritte innerhalb des Deinking-Verfahrens:

1. Sortierung des Altpapiers gemäß einer vorgegebenen Kategorisierung; das verhindert ein Vermischen von minderwertigeren mit hochwertigeren Altpapieren

2. Zusammenpressen der Wellpappe und der anderen Altpapiere zu Ballen; danach erfolgt der Transport zur Papiermühle zwecks Weiterverarbeitung

3. maschinelle und manuelle Entfernung von Fremdkörpern

4. Zerkleinern der Wellpappe und Weiterverarbeitung zu einem Papierbrei (Wasser wird zugegeben) im so bezeichneten Pulper

5. Entfernung von Druckerschwärze und -farben durch das Floating-Trennverfahren

6. Waschen und Bleichen des Altpapierbreis

7. Durchführen eines zweiten Floating-Durchgangs (optional)

8. erneutes Waschen und Bleichen des Altpapierbreis (optional)

9. Beimengung von Frischfasern

10. Glättung des Breis und Verarbeitung zu Papierbahnen

11. Trocknen und Aufrollen der Papierbahnen

12. Weiterverarbeitung zu verschiedenartigen Papieren

Wellpappe recycelt

Auf diese Weise wird die Wellpappe richtig entsorgt

Wellpappe kann sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich als normales Altpapier entsorgt werden. Immer noch nutzen manche Endverbraucher die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack für die Entsorgung von Wellpappe. Das ist aber falsch, denn Wellpappe gehört in die Blaue Tonne. Diese wird den Privathaushalten in der Regel kostenfrei zur Verfügung gestellt. Möglich ist zudem die Abgabe bei häufig regional organisierten Altpapiersammlungen.

Unternehmen müssen dagegen oftmals kostenintensivere Alternativen finden. Bei einem hohen Altpapieraufkommen wird die Entsorgung der Wellpappe häufig an private Entsorgungsunternehmen vergeben. Bei geringeren Mengen stellt auch die kostenfreie Abgabe der gesammelten Wellpappe im Wertstoffhof eine Alternative dar. Außerdem sind die Unternehmen aufgefordert, die Wellpappe bestenfalls ohne grobe Verunreinigungen, Klebebänder und größere Fremdkörper zu sammeln.

Versandkarton grün

Diese Faktoren wirken sich negativ auf die Recyclingquote aus

Obwohl die Wellpappe höhere Recyclingquoten als Kunststoff, Glas und Metall aufweist und gemeinsam mit Papier das am häufigsten recycelte Material in Europa darstellt, gibt es noch Verbesserungspotenzial. Im Fokus stehen dabei vor allem diese Aspekte: 

  • Beschichtungen und spezielle Materialkombinationen z.B. Laminate, die zur Verbesserung der Schutzwirkung von Papier und Kartonverpackungen dienen, stellen für das Recycling oftmals große Herausforderungen dar. Dadurch steigen die Entsorgungs- und Wiederverwertungskosten. Zudem kann sich dies negativ auf die Wiederverwertungsqualität auswirken.
  • Auch metallhaltige Beschichtungen wirken kontraproduktiv und sollten vermieden werden. Abgelöste Metallpartikel können beispielsweise für Probleme bei den Messgeräten sorgen. Hinzu kommt, dass nicht entfernte Partikel die aus Recyclingmaterial hergestellten Papier- und Wellpappenprodukte kontaminieren können.
  • UV-gehärtete Lacke lassen sich mithilfe von konventionellen Entfärbungsverfahren oftmals nur mangelhaft beseitigen. Das gilt auch für Lacke, die Wachse und Partikel von Polymeren enthalten. Die FEFCO (die Europäische Vereinigung der Wellpapphersteller, ehemals Fédération Européenne des Fabricants de Carton Ondule) rät daher auch von einer Verwendung dieser Lacke zur Wellpappen-Veredelung ab.
  • Anstelle von Schmelzklebern, die nicht wasserlöslich sind, sollten lieber Kaltklebestoffe bei der Verarbeitung von Wellpappe genutzt werden. Dieser Schritt wird ebenfalls ausdrücklich von der FEFCO empfohlen.
Faltschachteln veredelt

Wenn diese Herausforderungen und Hemmnisse für den Recyclingprozess reduziert werden, steigt die Recyclingquote der Wellpappe noch weiter an.

Fazit

Von der etablierten Wertstoffsammlung über hoch technisierte Zersetzungs-, Reinigungs- und Wiederaufbereitungsverfahren bis hin zur generellen Nutzung nachhaltiger Rohstoffe, stellt der Recyclingkreislauf für Wellpappe ein effizientes System dar. Nicht zuletzt sorgen die Vorgaben zur Lizenzierung für eine lückenlose Dokumentation der Stoffkreisläufe.

Wellpappe ist somit ein Paradebeispiel für funktionierendes Recycling und gilt zu Recht als besonders nachhaltiges Material.