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Druckbranche unter Druck: Das Corona-Update

  • Das Andauern der Corona-Pandemie trifft die Druckbranche weiterhin schwer: Einem leichten konjunkturellen Aufschwung im Jahr 2021 folgen deshalb trübe Aussichten auf das Geschäftsjahr 2022.
  • Lieferengpässe und steigende Kosten treiben nicht nur die Preise für Druckerzeugnisse in die Höhe – sie sorgen in vielen Unternehmen für einen Rückgang der Produktionstätigkeit.
  • Chancen in der Pandemie? Vor allem das starke Wachstum im E-Commerce-Bereich eröffnet der Druckbranche gute Chancen.
  • Mit Innovationen gegen die Auswirkungen der Pandemie: Automatisierte, digitale Workflows helfen dabei, mit der Geschwindigkeit des E-Commerce mitzuhalten – die Voraussetzungen für umfassende Umstrukturierungen waren allerdings selten schlechter.


Die Sorgen in der deutschen Druck- und Medienbranche halten an und trüben dadurch mit Blick auf die Zukunft die Stimmung. Dabei hatte sich die konjunkturelle Lage im Vergleich zu 2020 wieder erholt. Nach Umfragen des ifo-Instituts im Auftrag des Bundesverbands Druck und Medien (bvdm) lag der Geschäftsklimaindex 2021 durchweg über dem Vorjahresniveau. Die Entwicklung seit Beginn der Pandemie finden Sie hier.

Doch die aktuelle Entwicklung des Infektionsgeschehens und die Wucht der vierten Coronawelle haben den Erwartungen der Branche an das kommende Jahr noch einmal einen Dämpfer verpasst. Die Folgen der andauernden Pandemie zeigen sich in vielen Bereichen.


Auf und ab im Geschäftsklimaindex

Mit 99,6 Punkten lag der Geschäftsklimaindex für die deutsche Druckindustrie im November 2021 auf einem vergleichsweise guten Wert – zumindest mit Blick auf das vergangene Jahr. Seit dem Juli 2021 zeigt das bdvm-Konjunkturtelegramm jedoch einen kontinuierlichen Abwärtstrend. Im Vergleich zum Vormonat bedeutete der Wert für den November daher einen weiteren Abfall um 2,6 Prozentpunkte.

Ähnliche Entwicklungen lassen sich für die Geschäftslage und die Geschäftserwartungen nachvollziehen:
  • Der Geschäftslageindex fiel nach einem Anstieg im Oktober wieder ab. Mit 99,4 Punkten geriet er damit unter die Marke des Vorkrisenniveaus vom Februar 2020.
  • Stabiler wirken hingegen die Geschäftserwartungen. Diese bewegen sich mit 99,7 Punkten im November 2021 auf ähnlicher Höhe wie im Vorjahr – aber etwa 4 Punkte unter dem Wert vor der Krise.

Von den teilnehmenden Unternehmen gehen allerdings nur noch 13 Prozent davon aus, in den kommenden drei Monaten mehr zu produzieren. Demgegenüber rechnen 25 Prozent der Betriebe mit einem Produktionsrückgang.

Laut Prognose des Wirtschaftsberatungsunternehmens Apenberg & Partner (A&P) halten sich die Ansichten zur Marktentwicklung einigermaßen die Waage: Während 32 Prozent von einem Abschwung ausgehen, erwarten 29 Prozent einen Aufwärtstrend. Die restlichen 39 Prozent sehen hingegen einer gleichbleibenden Situation am Markt entgegen. Aber wie wahrscheinlich ist das angesichts der Probleme, die sich schon jetzt spürbar auswirken?




Knappe Rohstoffe, steigende Kosten

Bereits 2020 wurde klar, dass auf die Druckbranche verschiedene Schwierigkeiten zukamen. Das betraf beispielsweise die Auftragsbücher, die wegen der insgesamt angeschlagenen Wirtschaft zunehmend dünner wurden. Um pandemiebedingte Folgen wie den Wegfall beim Anzeigen- und Werbeprospektdruck zu kompensieren, vollzogen viele Unternehmen einen strukturellen Wandel – das Ergebnis ist jedoch eine fortlaufende Spirale, in der bislang noch keine Besserung in Sicht ist.

Was tun, wenn die Aufträge ausbleiben? Neue Märkte für die Druckbranche

Durch die zahlreichen Einschränkungen, mit denen 2020 die ersten Corona-Wellen gebrochen werden sollten, waren viele Unternehmen gezwungen, ihre Produktion stark und bisweilen ganz zurückzufahren. Mit Kurzarbeit und staatlichen Hilfen sollten Umsatzeinbrüche vermieden werden, genauso wie mit weitreichenden Einsparungen bei den Ausgaben.

Oft genug betraf das die Marketingbudgets, mit denen ansonsten Anzeigen und Prospekte für die Printmedien finanziert werden. Die Tageszeitungen sahen sich deshalb 2020 mit einem Verlust bei den Werbeeinnahmen von rund 18 Prozent konfrontiert, in Anzeigenblättern waren es sogar 24 Prozent. Entsprechend gingen dadurch weniger Aufträge an die Unternehmen der Druckindustrie.




Viele Betriebe gingen unter diesen Voraussetzungen einen Strukturwandel an und wandten sich den Märkten zu, die weiterhin Wachstumschancen versprechen. Die finden sich insbesondere bei der Herstellung von Wellpappe: Weil der Online-Handel im Zuge der Pandemie noch wichtiger geworden ist, besteht hier ein enormer Bedarf – anders als beispielsweise bei grafischem Papier.  

Hier ist die Nachfrage schon seit einigen Jahren rückläufig. Seit 2012 ist sie um mehr als 15 Millionen Tonnen zurückgegangen – das sind 44 Prozent weniger.


Zu wenig Altpapier: Gestörte Rohstoffkreisläufe in der Druckindustrie

Mittelfristig erweist sich das Zusammenwirken dieser Faktoren jedoch als Problem. Denn die Entwicklungen können nicht getrennt voneinander betrachtet werden und beeinflussen sich gegenseitig:

  • Durch den Rückgang beim Druck von Anzeigen und Prospekten ist seit Beginn der Pandemie deutlich weniger Altpapier in Umlauf.
  • Für die Herstellung von Wellpappe und ähnlichen Produkten für den Versand wird hauptsächlich Altpapier verwendet. Fehlende Rohstoffe und die steigende Nachfrage haben deshalb zu Engpässen und gestörten Lieferketten geführt.
  • Gleichzeitig wurden Kapazitäten für die Herstellung von grafischem Papier abgebaut (seit 2016 insgesamt in Höhe von 8,2 Millionen Tonnen), die nun fehlen. Allerdings ist das nicht das einzige Problem – weil sich der Anteil von Kartons und grafischem Papier im Altpapier verschoben hat, wird häufig nicht mehr die notwendige Qualität erreicht, die es für die Produktion von grafischem Papier braucht.

Die Rohstoffknappheit, vor der die Branchenverbände schon im vergangenen Jahr gewarnt haben, zeigt sich aber nicht nur bei den Störungen der Lieferketten und Produktionsprozesse. Sie macht sich vor allem an den Preisen bemerkbar.

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Erhöhte Nachfrage, geringe Verfügbarkeit: Die Rohstoffpreise explodieren  

Unvorbereitet treffen die Preisanstiege die Branche also nicht, die Anzeichen waren ebenfalls schon 2020 vorhanden. Mit einer Verbesserung rechnet daher auch kaum ein Unternehmen der Druckbranche: In der Print Business Herbstprognose 2022 von A&P gaben 98 Prozent der Teilnehmer an, einen Anstieg der Lieferantenpreise zu erwarten.

Die Frage hierbei lautet daher nicht ob die Preisanstiege kommen, sondern wie heftig sie werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Großhandelspreise für Papier- und Pappereststoffe zur Papier- und Pappeherstellung im Oktober 2021 bei fast 193 Euro pro Tonne. Zum Vergleich: Im Oktober 2020 hatte der Preis noch bei 81 Euro pro Tonne gelegen. Das entspricht einem Anstieg von rund 138 Prozent im Verlauf eines Jahres.



Weniger drastisch sieht die Situation bislang bei den Preisen für Wellpapier und - pappe als Verpackungsmittel wie z.B. als Karton nach Maß aus. Das liegt aber vor allem an den kontinuierlich hohen Preisen, die sich seit 2018 auf einem nahezu gleichbleibenden Niveau bewegen. Seit dem Sommer 2021 zeigt der Trend bei diesen Papierprodukten aber ebenfalls deutlicher nach oben.

Dass Branchenriesen wie Amazon und andere Global Player im Online-Handel große Bestände frühzeitig aufgekauft haben, verstärkt die Ressourcenverknappung – und verdrängt kleinere Unternehmen vom Markt, die die hohen Preise nicht mehr zahlen können.


Von der Logistik bis zur Energie: Alles wird teurer

Es sind aber nicht nur die steigenden Rohstoffpreise, die die Stimmung innerhalb der Druckbranche trüben. Denn die Kosten gehen auch in anderen Bereichen in die Höhe.


Mehrkosten für die Logistik 

Papierhersteller sind dabei besonders von den Mehrkosten für die Logistik betroffen. Denn Zellstoff für die Papierproduktion wird aus dem außereuropäischen Ausland importiert. Allerdings hat die Corona-Pandemie im Seehandel grundsätzlich für stark gestiegene Frachtraten gesorgt – und damit auch für eine schlechtere Verfügbarkeit von Containern für den Transport.

Die erhöhte Nachfrage hat deshalb die Preise für Schiffscontainer ebenfalls in die Höhe getrieben. Teilweise müssen die Hersteller viermal so viel bezahlen wie im Vorjahr – die Kosten für einen Container liegen mitunter deutlich über 6.000 US-Dollar.



Mehrkosten für die Energieversorgung

Ein weiterer Kostenfaktor, der sich bei vielen Unternehmen der Druckbranche spätestens ab dem kommenden Jahr bemerkbar machen wird: die steigenden Energiekosten. Unter den Mitgliedsbetrieben des Industrieverbandes Papier- und Folienverpackung (IPV) rechnen 85 Prozent mit höheren Kosten.

Bei der Stromversorgung liegen die Erwartungen bei bis zu 60 Prozent höheren Preisen. Selbst mit langfristigen Verträgen ist die Kostensteigerung laut IPV-Geschäftsführer Karsten Hunger kaum noch aufzufangen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Produktionskosten insgesamt anziehen werden.




Im Durchschnitt erwarten die Herstellerbetriebe Mehrkosten von rund 20 Prozent. Verarbeitende Unternehmen der Druckbranche müssen sich deshalb auf Preissteigerungen einstellen – auch wenn noch nicht klar ist, in welchem Umfang die höheren Kosten an sie weitergegeben werden.

Gleichzeitig betrifft die Preisentwicklung die Druckereien selbst. Immerhin gehen die Strombeschaffungskosten laut bvdm zu rund einem Viertel in die Preise ein. Weil ein Abwärtstrend bei den Preisen für energetische Rohstoffe vorläufig nicht abzusehen ist, wird die Druckindustrie 2022 ebenfalls Lösungen finden müssen, um die Mehrkosten wirtschaftlich zu kompensieren.


Zwischen Insolvenz und staatlicher Hilfe

Bis Ende März haben Unternehmen der Druckbranche zumindest noch die Gelegenheit, finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite in Anspruch zu nehmen. Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesfinanzministerium verständigten sich am 24. November 2021 über eine Verlängerung des Überbrückungshilfeprogramms. Die Überbrückungshilfe IV übernimmt dabei weitgehend die bisherigen Bedingungen und Antragstellungen.

Das Programm läuft bis zum 31. März 2022 und sieht unter anderem eine Fixkostenerstattung vor. Außerdem sind Eigenkapitalzuschüsse für Unternehmen möglich, die durch die Corona-Pandemie besonders schwer getroffen wurden. Das gilt auch für Schließungen.


Schließungen und Insolvenzen in der Druckbranche: Wie schlimm ist die Lage wirklich?

Die Prognosen für die gesamte Branche waren bereits zu Beginn der Pandemie nicht sonderlich optimistisch. Schon im März 2020 hatte die Agentur A&P vor einer steigenden Zahl an Insolvenzen gewarnt. Von den 118 erwarteten Insolvenzen traten im Verlauf des Jahres jedoch „nur“ 84 ein.

Zum Vergleich: Im Vorjahr meldeten sich 91 Unternehmen aus der Druck- und Medienbranche insolvent. Selbst die prognostizierten 104 Insolvenzen für das Jahr 2021 sind immer noch weit entfernt von den 233 Insolvenzfällen des Krisenjahres 2009.



Anlass zur Freude sind diese Zahlen trotz allem nicht, zumal sie unter Umständen über die wirkliche Lage in der Branche hinwegtäuschen. Bis Ende April 2021 war die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt, das Ausmaß der Schließungen wird daher womöglich erst mit Verzögerung klar.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Voraussetzungen gegenüber 2020 in vielen Bereichen noch verschlechtert haben. Die leichte Erholung der Geschäftslage, die im Verlauf des Jahres zu beobachten war, steht angesichts von Rohstoffengpässen und steigenden Kosten auf wackeligen Beinen.


Pandemie beschleunigt Betriebsschließungen

Wie groß der Anteil der Corona-Pandemie ist, lässt sich nur bedingt bestimmen. Fakt ist, dass Teile der Druckbranche schon seit einigen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben: Sinkende Auflagen bei Printmedien, weniger Werbung im Printbereich, Fachkräftemangel – viele Probleme bestanden schon vor der Pandemie.

Insofern wirkt diese beschleunigend. Unternehmen, die bislang eine mögliche oder notwendige Umstrukturierung versäumt haben, stehen nun vor noch schlechteren Bedingungen. Denn Innovationen erfordern Investitionen. Und die sind für viele Betriebe in der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht realistisch.


Ungewisse Aussichten für die Druckbranche

Die Situation bleibt also vorerst – nicht nur – für Unternehmen der Druckbranche unsicher. Neben den wirtschaftlichen Faktoren ist dafür auch die Entwicklung des Infektionsgeschehens in Deutschland verantwortlich.

Anhaltend hohe Inzidenzen und die neuartige Omicron-Variante des Corona-Virus sorgen trotz wirksamer Impfungen für Ungewissheit. Lockdowns im Umfang wie im ersten Jahr der Pandemie sind vorläufig nicht geplant, obwohl sie maßgeblich dazu beigetragen haben, die bisherigen Corona-Wellen zu brechen. Der wirtschaftliche Schaden war allerdings branchenübergreifend enorm.

Trotz der Wachstumschancen in vielen Bereichen – etwa im Zusammenhang mit dem boomenden E-Commerce – sind langfristige Prognosen deshalb schwierig. Immerhin hat das Jahr 2021 gezeigt, dass die Druckbranche auch in Krisenzeiten zu positiven Entwicklungen fähig ist.